Maultaschen gut, Käßmann klasse

Das vertiefte Bilanzieren und Kommentieren überlassen wir anderen. Hier an dieser Stelle gibt’s über den ersten Kirchengemeinderatstag in der Geschichte der Evangelischen Landeskirche in Württemberg nur eins zu sagen: „Maultaschen gut, Käßmann klasse!“

Wobei auch noch einige andere Dinge zumindest eine kurze Erwähnung verdienen. Beispielsweise die 1.100 Besucher, welche die Schwabenlandhalle in Fellbach am Samstag bis auf den letzten Platz besetzt sein ließen. Oder der Auftakt von Landesbischof Frank Otfried July, der spürbar nah dran war an seinem ehrenamtlich tätigen Kirchenvolk: „Ohne Sie wären wir um einiges ärmer.“ Oder „Gospel im Osten“, ein 300 Frau und Mann starker Chor der Stuttgarter Heilandskirche, der den Kirchengemeinderatstag nach Hause rockte. Sowie dazwischen der Markt der Möglichkeiten, diverse Workhops und viele, viele  Begegnungen und Gespräche, die wie die Veranstaltung insgesamt der Vorbereitung auf die Kirchenwahlen am 1. Advent dienen sollten.

Buchstäblich die Seele der Besucher gestreichelt aber hat Margot Käßmann – wieder einmal. Liegt es an ihrer durchaus brüchigen Biographie und wie sie damit umgeht, dass die frühere EKD-Ratsvorsitzende fast schon Kultstatus hat? Oder an der Art, wie die jetzige Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017 auch Kompliziertes in eine verständliche Sprache packt? Die Frau kommt jedenfalls bestens an, und das auch in Fellbach und mit Sätzen wie diesen: „Es gibt in der evangelischen Kirche keine Hierarchie. Wir alle sind Papst.“ Und: „Kirche muss gemeinsam gestaltet werden. Die ambulante Pflegekraft ist so wichtig wie der Banker.“ Und warum den eigenen Vortrag nicht kurzerhand mit einem gemeinsam gesungenen Choral unterbrechen? Margot Käßmann tut es, obwohl das Anstimmen hörbar nicht ihre Stärke ist. Man folgt ihr in Fellbach aber auch bei diesem Höhenflug.

Apropos Seele: Der Kirchengemeinderatstag als ganzes hatte eine, und das war neben der tollen Organisation das eigentliche Geheimnis seines Erfolgs. Der ohne einen zufriedenen Leib freilich nicht so groß ausgefallen wäre. Aber natürlich hatte man auch an das Essen gedacht. Was es wohl gegeben hat?

„Maultaschen gut, Käßmann klasse!“ Die Frau, die das beim Verlassen der Schwabenlandhalle sagte, hatte leuchtende Augen und ein Lachen im Gesicht. Und auch Landesbischof July war mit der gelungenen Mischung für Leib und Seele mehr als zufrieden: „Das sollten wir bald wiederholen!“ Nun denn: Er braucht nur erneut einzuladen. Wer beim ersten Kirchengemeinderatstag mit dabei gewesen ist, kommt garantiert auch beim zweiten Mal. Und der beziehungsweise die eine oder andere Neue ebenfalls.

Das meint Koch. Und was meinen Sie?

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2 Gedanken zu „Maultaschen gut, Käßmann klasse

  1. Ralf Brenner sagt:

    Über die Frage der angeblich fehlenden Hierarchie will ich mich nicht äüßern, so muß ich auch nicht an den Oberkirchenrat bzw. die Kirchenleitungen denken. Die Bemerkung, der Banker sei genauso wichtig wie die Pflegekraft entbehrt der Wirklichkeit. Auch in diakonischen Einrichtungen werden Pflegekräfte schlecht und unauskömmlich bezahlt, manchmal auch mithilfe obskurer Regelungen weit unterhalb des TVÖD-Niveaus. Auf einen glaubhaften Einsatz zugunsten der Pflegekräfte warte ich bisher vergebens. Von den Auslagerungen „einfacher Tätigkeiten“ (vor allem Küche und Hauswirtschaft) im HelferInnenbereich mit verheerenden Folgen für die Betroffenen ganz zu schweigen.

  2. „Es gibt in der evangelischen Kirche keine Hierarchie. Wir alle sind Papst.“
    Ein schöner Satz! Er mag auch Gültigkeit haben, so lange man nicht auf einen Pfarrer trifft, der Mobbing betreibt. Selbst wenn dieser Pfarrer einen sehr kreativen Umgang mit der Wahrheit pflegt („lügen“ darf man ja nicht sagen), wird man als Ehrenamtlich sehr schnell merken, dass es eine stahlharte Hierarchie der Hauptamtlichen gibt. Da sind sich dann alle in allen Hierarchiestufen sehr schnell einig, dass man eher Ehrenamtliche über die Klinge springen lässt, an statt skandalöses Verhalten zu ahnden. So lange ein Ehrenamtlicher, und sei er Kirchengemeinderat, innerhalb der Württembergischen Kirche keinen Rechts-Status hat, ist er im Ernstfall Freiwild. So lange es keinen einzigen Ansprechpartner gibt, an den sich ein Ehrenamtlicher wenden kann und der im Krisenfall für den Ehrenamtlichen eintritt, ist das oben gesagte schöner Schein. Eine von mir beauftragte rechtliche Überprüfung ergab genau das! Ein Ehrenamtlicher hat überhaupt keine Handhabe gegen einen Hauptamtlichen. Und innerhalb der Landeskirche besteht kein Interesse, daran etwas zu ändern.
    Da stösst mir natürlich der zweite Teil des oben zitierten Satzes auf, wenn ich mich daran erinnere, dass eben dieser Pfarrer „Ich bin der Papst dieses Ortes“ in einer Predigt von sich gab. Er meinte damit, dass alles, was er sage, fehlerfrei sei und nicht hinterfragt werden dürfe.
    Wie gesagt: Ein schöner Satz – solange es keine Schwierigkeiten gibt.

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