Archiv der Kategorie: Gesellschaft

Homburgers Humbug

Das hier muss jetzt ganz schnell gehen. Schließlich ist es gerade mal noch ein knapper halber Tag, bis das Champions-League-Finale angepfiffen wird. Dem Birgit Homburger, als baden-württembergische Landesvorsitzende ja nicht bloß eine Bankdrückerin bei der FDP, diesen Satz hier mit auf den Weg ins Stadion gegeben hat: „Das guck’ ich nicht. Ich hasse Bayern München.“

Gelbe Karte? Rote Karte? Jedenfalls hätte dieser Satz so nie fallen dürfen. Wobei es natürlich Frau Homburgers Sache ist, was sie an diesem Samstagabend zu tun beliebt. Und wenn sie kein Fan der Bayern ist, braucht sie auch keine heiße Liebe zu heucheln. Ganz und gar ins Abseits aber hat sie sich mit dem Wort „hassen“ gestellt. Das weder eine liberale geschweige denn christliche Tugend beschreibt noch mit dem Fußball in Zusammenhang gebracht werden sollte. Und das schon gar nicht in diesen Tagen und Wochen, wo sich zwar nicht der Fußball selbst, wohl aber ein paar Vollidioten von ihrer ganz und gar hässlichen Seite gezeigt haben. Köln, Karlsruhe, Düsseldorf: In welchem Tal der Ahnungslosen lebt Birgit Homburger eigentlich, wenn sie davon nichts mitbekommen hat? Hier beziehungsweise kurz danach von eigenem persönlichem Hass zu schwadronieren, ist dumm, fahrlässig und einer Politikerin nicht würdig. Mal gespannt, was die FDP mit ihr macht. Schließlich schadet ein solches Eigentor dem ganzen Team.

Ich hab’s übrigens auch nicht so mit dem FC Bayern. Was mich aber nicht daran hindert, den Münchnern heute Abend gegen den FC Chelsea London die Daumen zu drücken. Vor allem aber wünsche ich mir in München ein Spiel, das hassfrei bleibt und Köln, Karlsruhe und Düsseldorf Lügen straft. Frau Homburger aber rate ich dringend zu einer freiwilligen Sperre: acht Wochen Klappe halten und danach erst denken, bevor man Unsinn redet! Einmal Homburgers Humbug ist jedenfalls mehr als genug.

Das meint Koch. Und was meinen Sie?

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Vatertag auf Kaperfahrt

Zugegeben: Christi Himmelfahrt ist ein sperriger Feiertag. Aber soll man ihn deshalb durch einen promilligen Vatertag kapern lassen? Nein, meint Koch, und sagt auch warum.

Weil die Himmelfahrt von Jesus erstens wichtig ist. Wichtig genug, um einen festen Platz im Apostolischen Glaubensbekenntnis zu haben: „Aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters.“ Was aber im Glaubensbekenntnis steht, hat einen Feiertag verdient.

Weil Himmelfahrt zweitens zu unserer christlich-abendländischen Kultur dazugehört. Die viele wegen des Islam untergehen sehen. Dabei droht die eigentliche Gefahr von innen und heißt Gleichgültigkeit. Jedenfalls darf, wem besagte Kultur am Herzen liegt, nicht gleichzeitig Himmelfahrt in die Tonne kicken.

Und weil drittens Himmelfahrt und Vatertag zwei paar Stiefel sind. Aus denen zwar durchaus auch ein einziger Schuh werden kann, zum Beispiel so: erst Gottesdienst im Grünen, danach Familienausflug. Saufen aber gehört nicht dazu.

Weshalb es – aus Gründen eins, zwei und drei – an der Zeit ist, Himmelfahrt zu schützen und die Kaperfahrt des Vatertags zu stoppen. Dabei wäre schon ein Anfang gemacht, wenn die Medien nicht mehr beides in eins setzen würden – oder mehr. Ein Happy End für Himmelfahrt aber kann es nur geben, wenn wir Christen selbst uns wieder darauf besinnen, warum der Donnerstag 40 Tage nach Ostern ein Feiertag ist. Der Grund dafür ist nicht der Vatertag.

Apropos Vatertag: Ich hab ja gar nichts gegen ihn. Nur finde ich, wir Väter haben Besseres verdient als den Vatertag in seiner gegenwärtigen Form. Und dieses Bessere geht wie Muttertag und gern als gemeinsamer Elterntag auch an einem ganz normalen Sonntag. Christi Himmelfahrt braucht es dazu nicht.

Das meint Koch. Und was meinen Sie?

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Auf Coolness komm raus

Früher hat man sich um Kopf und Kragen geredet, heute twittert oder facebooked man sich darum. So wie jener baden-württembergische Ministerialdirektor, der sich grad eben mit einem „FDPisser“ und (zu)viel Bein von Bettina Wulff via Web 2.0 aus dem Amt katapultiert hat.

Wie es halt so geht, wenn man sich auf Coolness komm raus an die Generation Internet ranzuschmeißen versucht und dabei verkennt, wie höllisch gefährlich die Sprache des Netzes allein wegen ihrer Geschwindigkeit ist. Abgesehen davon, dass sie ja sowieso nur – nicht immer, aber immer öfter – als Vehikel für aufgeblasene Belanglosigkeiten dient. Oder für Wahrheiten, die keine sind, weil man Wahrheit nicht binnen Sekunden aus der Tastatur schütteln kann. Übrigens nicht nur in der Politik, sondern auch in der Kirche nicht.

Weshalb beide, Politik und Kirche, den Mut haben sollten, dem Web 2.0 und seinen Gesetzen die Stirn zu bieten. Was kein generelles „Escape“ zu bedeuten braucht, wohl aber die Tugend der Langsamkeit. Weil das, worum es der Politik und der Kirche vor allem gehen sollte, nämlich um Gemeinwohl und Seelenheil, nur mit Tiefgang zu haben ist. Tiefgang aber braucht Zeit inklusive einem hohen Maß an Ernsthaftigkeit.

Abwägen statt rausjagen lautet deshalb hier wie da die Devise. Oder schöner noch mit einem Satz des Schriftstellers Ulrich Erckenbrecht ausgedrückt: „Leg die Wörter auf die Goldwaage, um das Blech herauszufinden!“ Mich jedenfalls interessieren der Rockschlitz von Bettina Wulff und so nicht die Bohne. Und auch die Welt als ganzes hat Besseres verdient. Übrigens auch bessere Politiker als solche, die sich in Facebook vor lauter Lässigkeit um Kopf und Kragen reden. Oder müsste ich vielmehr sagen: posten?

Das meint Koch. Und was meinen Sie?

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