Schlagwort-Archive: Bundespräsident

Rücktritt mal vier

Die gute Nachricht zuerst: Wenigstens einer ist nicht zurück-, sondern angetreten, und zwar als neuer Stuttgarter Oberbürgermeister. Dabei hat Fritz Kuhn gleich kräftig zugelangt und der Bahn in Sachen Stuttgart 21 die Leviten gelesen. Warum auch nicht? Verdient hat sie es auf jeden Fall.

Ansonsten aber hat das Arbeitsjahr mit Rücktritten in geballter Form begonnen. Rücktritt Nummer eins: Hartmut Mehdorn ist nicht mehr Vorstandsvorsitzender von Air Berlin. Eine Randnotiz für den Wirtschaftsteil – das war’s.

Rücktritt Nummer zwei: Klaus Wowereit hat sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender beim neuen Berliner Flughafen aufgegeben. Der ist zwar fertig gebaut, aber wegen gravierender Mängel weiter von einer Inbetriebnahme entfernt denn je. Und Wowereit nicht willens, die politische Verantwortung dafür zu übernehmen. Sonst wäre er jetzt eines auch nicht mehr, nämlich Regierender Bürgermeister von Berlin. Was mehr als nur eine Randnotiz, sondern ein ziemlicher Skandal ist. Jämmerlicher jedenfalls kann man sich um einen dringend notwendigen Rücktritt nicht drücken.

Rücktritt Nummer drei: Gabriele Warminski-Leitheußer hat ihren Posten als Kultusministerin von Baden-Württemberg geräumt. Gewogen und für zu leicht befunden und deshalb parteifreundschaftlich aus dem Amt gedrängt: Politik kann erbarmungslos sein. Und hat manchmal so wie in diesem Fall auch gar keine andere Wahl. Die menschliche Tragödie bleibt.

Und schließlich Rücktritt Nummer vier: Bettina und Christian Wulff haben ihre Ehe aufgekündigt. C’est la vie! Und doch tut mir vor allem der frühere Bundespräsident ein bisschen leid. Weil es so scheint, als hätte hier ein Mohr seine Schuldigkeit getan, weshalb er gehen kann. Anders ausgedrückt: in Freud ja, in Leid nein. Aber das hat sich bei Bettina Wulff ja schon angedeutet.

Ein Amtsantritt und vier ganz unterschiedliche Rücktritte: Das Jahr 2013 hat turbulent begonnen. Hoffentlich geht es nicht so weiter. Klaus Wowereit aber sollte sich ein Vorbild an Bischöfin Margot Käßmann nehmen. Die hat vorgemacht, wie man zurücktritt und Verantwortung übernimmt. Dabei hat sie gar keinen Flughafen versemmelt gehabt. Wohl aber als fehlbare Kirchenfrau begriffen, dass vor der Vergebung die Buße kommt. Weshalb ihr Comeback nur eine Frage der Zeit war – zu Recht. Wer sich dagegen an der Gegenwart festkrallt, hat seine Zukunft schon hinter sich. Wowereit ist Geschichte. Er weiß es nur noch nicht.

Das meint Koch. Und was meinen Sie?

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Jenseits von Bettina

Man könnte über so vieles schreiben, was in diesen Tagen Schlagzeilen macht. Zum Beispiel über den Aufruhr in der arabischen Welt, den ein filmisches Machwerk aus den USA verursacht hat. Und der – Beleidigung des Propheten Mohammed hin oder her – in seiner Aufgebrachtheit, seinem Hass und seiner Mordlust durch nichts, aber auch gar nichts zu rechtfertigen ist. Dankenswerter Weise gießen deutsche Muslime nicht auch noch Öl ins Feuer, sondern sehen und reden klar: „Hier versuchen Extremisten, die Situation zu instrumentalisieren.“ So Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Auch wenn man seine Worte in Afghanistan, Ägypten, Libyen, Tunesien und anderswo kaum hören wird: Gut, dass er sie gesagt hat!

Oder man könnte schreiben über Bettina Wulff, die ehemalige First Lady, von der manches besser ungesagt geblieben wäre. Oder vielleicht doch nicht angesichts des Erfolgs, den ihr Buch „Jenseits des Protokolls“ jetzt schon hat? Fast ist man versucht, mit Bundespräsident a. D. Christian Wulff Mitleid zu haben angesichts der zahlreichen gar nicht so versteckten Fouls, die seine Frau da an ihm begeht. Und mit Altkanzler Helmut Kohl, über den es ebenfalls ein neues Buch gibt, und zwar „Eine politische Biographie“ von Hans-Peter Schwarz. Deren 1000 Seiten gegen die 200 von Frau Wulff aber keine Chance haben. Denn Deutschland liebt Leichtgewichtiges anno 2012. Und offensichtlich Sätze wie diese: „Man kann gar nicht so viel essen, wie man kotzen möchte.“ Als sie noch im Schloss Bellevue residierte, kam Bettina Wulff sprachlich eleganter daher.

Aber ich schreibe lieber über etwas ganz anderes, nämlich kurz über Gottes Wort. Das mir neulich am Marktplatz von Stockholm begegnet ist. Dort, am Stortorget, stehen viele alte Häuser, und an einem von ihnen ist eine große Plakette mit der Jahreszahl 1650 und diesem Satz hier angebracht: „Befiehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn! Er wird’s wohl machen.“ Psalm 37, Vers 5, und zwar nicht auf Schwedisch, sondern tatsächlich auf Deutsch. Was ein Hinweis darauf ist, dass früher viele Deutsche in Stockholm gelebt haben. Jetzt aber hatte ich als deutscher Tourist etwas davon und habe es als kleiner Kolumnist immer noch. Warum? Weil mir diese über 350 Jahre alte Plakette zweierlei zeigt: Nicht die Wörter – auch nicht die ziemlich überflüssigen Wörter von Bettina Wulff – leben fort, sondern Gottes Wort. Und: Wo Gottes Wort in den Schlagzeilen oder auch nur wie in Stockholm an einer Hauswand zu lesen steht und Menschen danach handeln, wird’s wohl gemacht. Was das Gegenteil ist von dem, was aufgebrachte Islamisten derzeit in der arabischen Welt glauben tun zu müssen. Und rechte Brandstifter hierzulande, die besagtes Schmuddelvideo öffentlich zeigen wollen.

Ergo: Wir sollten – und zwar gerade in den Tagen des 200. Geburtstags der Deutschen Bibelgesellschaft – wieder zwischen dem Wort und den Wörtern unterscheiden. Denn auch wenn „Jenseits des Protokolls“ sich sicher leichter liest: Die Heilige Schrift hat unendlich viel mehr Gewicht. Oder anders ausgedrückt: Jenseits von Bettina liegt das, was diese Welt wirklich braucht – und worüber sich dann auch zu schreiben lohnt.

Das meint Koch. Und was meinen Sie?

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Was Joachim Gauck zu wünschen ist

Joachim Gauck ist zum Bundespräsident gewählt. Und jetzt? Jetzt ist der Mann deutsches Staatsoberhaupt, den nicht nur die überwältigende Mehrheit der Bundesversammlung, sondern auch ein Großteil der Bevölkerung in diesem Amt haben wollte und will. Gauck, der Bundespräsident der Herzen sozusagen!

Was aber ist Joachim Gauck zu wünschen? Nicht mehr und nicht weniger, als dass er eine faire Chance bekommt. Zunächst von denen, die ihn am Sonntag gewählt haben und nicht schon am Montag versuchen dürfen, ihn für ihre eigenen Zwecke zu instrumentalisieren. Was ohnehin misslingen würde. Aber auch von jenen hat er eine echte Chance verdient, die in der Causa Wulff ihre Hände nicht in Unschuld waschen können: von den Medien. Jedenfalls darf das nicht zur Gewohnheit werden, dass wer im Fahrstuhl des Boulevards nach oben gelangt, von diesem auch wieder nach unten befördert wird. Und schließlich sind wir, die normalen Bürgerinnen und Bürger, gefordert. Die von überzogenen Erwartungen Abstand nehmen und auf ein vorschusslorbeerenbekränztes dreifach kräftiges „Gauck, Gauck, hurra“ verzichten sollten. Natürlich hat Joachim Gauck das Zeug zu einem guten Bundespräsidenten, aber er ist eben auch nur ein Mensch.

Was im Übrigen nicht zuletzt den Frommen im Lande gesagt sei, die an den „ungeklärten persönlichen Verhältnissen“ des künftigen Bundespräsidenten Anstoß nehmen. Nein, idealtypisch sind diese sicher nicht, aber umgekehrt auch kein Grund, den berühmten ersten Stein auf ihn zu werfen. Stattdessen ist gerade uns evangelischen Christen im Blick auf den präsidialen Bruder Joachim ein Blick in die Bibel geraten, der deutlich macht, was er wie jeder Politiker hauptsächlich von uns braucht, nämlich das fürbittende Gebet. Paulus im 1. Timotheusbrief: „Betet für die Regierenden und alle, die Macht haben, damit wir in Ruhe und Frieden leben können, in Ehrfurcht vor Gott und in Rechtschaffenheit!“ (1. Timotheus 2,2) Wobei mit „Ruhe und Frieden“ natürlich nicht ein tatenloses Es-sich-selber-nur-gut-gehen-Lassen gemeint ist.

In diesem Sinn dem neuen Bundespräsidenten alles Gute und Gottes Segen! Ob aus seiner Amtszeit dann vielleicht sogar eine „Ära Gauck“ wird, bleibt abzuwarten. Zunächst einmal ist, wie gesagt, eine faire Chance am wichtigsten.

Das meint Koch. Und was meinen Sie?

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , ,