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Zweimal halb statt einmal ganz

Hm! Oder anders ausgedrückt: Schade, dass man sich entschieden hat, sich nicht zu entscheiden! Dabei hätte alles dafür gesprochen, den so genannten Gebetstag für verfolgte Christen auch in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg auf den Sonntag Reminiscere zu legen. Wo er deutschlandweit seit 2008 hingehört. Nur eben nicht hier bei uns. Weil er hier bei uns seit 2007 am 26. Dezember, das ist der 2. Weihnachts- und gleichzeitig Stephanustag, begangen wird. Ersteres hat die EKD-Synode, Letzteres die württembergische Landessynode beschlossen. Die sich bei ihrer Frühjahrstagung 2012 in diesen Tagen des Themas erneut angenommen und dabei eine Entscheidung getroffen hat, die in Wirklichkeit keine ist. Ab sofort bleibt es nämlich den einzelnen Kirchengemeinden überlassen, wann sie den Gebetstag begehen: an Weihnachten oder am 2. Sonntag der Passionszeit. Und das ist, wie gesagt, schade.

Grund 1: Württemberg geht wieder einmal einen Sonderweg. Grund 2: An Reminiscere wäre das wichtige Thema der Christenverfolgung freigestellt und würde nicht wie am 26. Dezember von Weihnachten überlagert, dominiert oder gar verdrängt. Grund 3: Den Gebetstag zwischen dem einen und dem anderen Datum zu splitten, schwächt seine Außenwirkung. Denn medial wie politisch gesehen ist einmal ganz besser als zweimal halb. Trotzdem ist zweimal halb einstimmig beschlossen und damit eine Chance vergeben worden – warum auch immer. Dem Gebetstag für verfolgte Christen tut dieses Unentschieden jedenfalls nicht wirklich gut.

Das meint Koch. Und was meinen Sie?

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Es sind nicht nur die Römer, die spinnen

Nein, offiziell ist Weihnachten natürlich noch nicht vorbei. Weil laut Kirchenjahr Weihnachten bis zu Mariä Lichtmess und damit bis zum 2. Februar geht. Woran sich aber, wer das evangelische Gesangbuch hat, nicht so recht gewöhnen mag. Und also sind auch für mich die Tage von Weihnachten mit dem Erscheinungsfest gezählt und das Schicksal unseres Christbaums unmittelbar nach dem 6. Januar besiegelt. Sofern mich nicht lähmendes Entsetzen befällt, wenn es daran geht, den Baum tatsächlich abzuschmücken. Was freilich alle Jahre wieder zu passieren pflegt.

Wobei Weihnachten ja nun wirklich lange genug gedauert hat. Anders ausgedrückt: Was mit den ersten Lebkuchen und Pfeffernüssen noch in den Sommerferien begonnen hat, darf Anfang Januar durchaus zu Ende gehen. Zumal ich auch bei diesem Fest die altbekannte Erfahrung machen musste, dass es Mitte Dezember im Supermarkt kein Weihnachtgebäck mehr gab. Dafür schon jede Menge Silvesterartikel.

Aber natürlich habe ich an Weihnachten 2011/2012 auch gute Erinnerungen. Zum Beispiel daran, dass sich ganz viele Menschen den Werbeschwachsinn von Media Markt nicht haben gefallen lassen. Was mir nebenbei übrigens mein schönstes Weihnachtsgeschenk eingetragen hat. „Wir sind Gott dankbar dafür, dass es dich gibt“, hat mir ein Bekannter wegen meines bescheidenen Beitrags zu „Weihnachten wird in der Krippe“ contra „Weihnachten wird unterm Baum entschieden“ geschrieben. Und auch daran erinnere ich mich gerne: dass unser Christbaum im zweiten Anlauf und in seinem neuen Ständer dann doch noch das Wasser gehalten hat. Danke für die vielen besorgten Nachfragen wegen unserer zunächst so „unperfekten Weihnacht“!

Ein guter Gottesdienst an Heiligabend, transatlantische Telefonate mit der über die halbe Welt verstreuten Familie, leckeres Essen inklusive selbstgemachtem Kartoffelsalat, harmonische Besuche, ein bis zwei Bücher, trotzdem geruhsame Feiertage, ein ebensolcher Jahreswechsel und weder davor noch danach Stress bei der Arbeit: Ja, das zurückliegende Fest war alles in allem sehr schön und darf sich so gerne wiederholen!

Mit einer Ausnahme allerdings: Das weihnachtliche Ballyhoo um Bundespräsident Christian Wulff hat mir gar nicht gefallen. Um es kurz zu machen: So darf sich ein Staatsoberhaupt schlicht und einfach nicht verhalten. Weder in Sachen Eigenheimfinanzierung – wo bleibt da die Unabhängigkeit? – noch im Blick auf die Presse, deren Freiheit gerade denen ganz oben ein hohes Gut sein sollte. Ein Schelm aber auch, der bei den Medien nur Gutes denkt. Oder auch hier anders ausgedrückt: Dass es Bild, Spiegel & Co. allein um die Wahrheit geht, glaube, wer mag. Ich glaube es nicht. Jedenfalls sind Enthüllungen immer auch für eines gut: die eigene Zeitung ins Gespräch zu bringen und die Auflage eines Magazins zu steigern. Was für Wulffs Fehler und scheibchenweisen Eingeständnisse freilich keine Entschuldigung sein kann. Wenn er stürzt, ist er mit selber schuld.

Machen wir einen Knopf an dieses Weihnachten dran, und zwar mit einem zeitlos gültigen Wort des englischen Schriftstellers Charles Dickens: „Ich werde Weihnachten ehren und versuchen, es das ganze Jahr über aufzuheben.“

Übrigens sind an besagtem Erscheinungsfest, also am 6. Januar, die ersten Faschingsnarren über den Marktplatz gezogen. Es sind halt nicht nur die Römer, die spinnen.

Das meint Koch. Und was meinen Sie?

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Die unperfekte Weihnacht

Noch ist unser Christbaum nur ein Tannenbaum, aber im Wohnzimmer steht er trotzdem schon, wenn auch bislang ungeschmückt. Weil ich diesbezüglich ganz – ja was eigentlich? – wohl Schwabe bin. Der penibel darauf achtet, dass Weihnachten nicht vor Heiligabend beginnt. Zudem hat die ältere meiner beiden Töchter mir unmissverständlich zu verstehen gegeben, das Anbringen der Kerzen und das Aufhängen der Glaskugeln und Sterne sei dieses Jahr ihre Sache. Vor dem späten 23. Dezember hätte sie dafür aber keine Zeit.

Trotzdem hab ich gedacht, besagten Tannenbaum vorsichtshalber schon ein paar Tage früher aufstellen zu sollen, was zugegeben nicht ohne Probleme ging. Die darin bestanden haben, dass der Baum einfach nicht gerade stehen wollte. Ich glaub, wir – die jüngere Tochter und ich – haben fünf Anläufe unternommen: rein in den Ständer, raus aus dem Ständer, rein, raus und so weiter und so fort. Dann war’s endlich so weit, und ich konnte Wasser in den Christbaumständer gießen. Nur: Binnen Sekunden hat sich dieses feinsäuberlich auf dem Fußboden verteilt. Der Ständer war offensichtlich leck und die ganze Arbeit umsonst. Also einen neuen gekauft – möglicherweise war es der zweitletzte in der Stadt – und die Prozedur von vorne begonnen. Jetzt kann Weihnachten kommen.

Ich selber aber bin um eine weihnachtliche Erfahrung reicher. Oder anders ausgedrückt: Ich hab mich bei der ganzen Sache ein bisschen an den Stall von Bethlehem erinnert gefühlt. Schließlich ist auch die erste Weihnacht alles andere als perfekt verlaufen. Ein Futtertrog als Babybett, Ochs und Esel als Geburtshelfer, ein paar dahergelaufene Hirten als erste Gratulanten: Das hätte man sich ja auch anders vorstellen können. Nicht so Gott. Er wollte, dass sein Sohn in Armut zur Welt kommt. Damit nicht zuletzt die, bei denen die Dinge ebenfalls nicht problemlos gehen, seine Nähe besonders spüren. Und daran, also an das Unperfekte der Weihnacht, hat mich das Missgeschick beim Aufstellen unseres Weihnachtsbaums erinnert. Womit selbst dieses kleine Missgeschick noch für etwas gut gewesen ist.

Und damit vor dem Fest und in diesem ausgehenden Jahr genug mit „Koch meint“! Weil es in unserem Leben auch Zeiten geben muss und geben darf, in denen man nichts zu meinen braucht. So eine Zeit ist jetzt. Fröhliche Weihnachten und ein gesegnetes 2012! Danach aber hören, nein, lesen wir uns wieder.

Das meint Koch. Und was meinen Sie?

PS: Das kann ich als Schwabe nicht verschweigen, dass es den neuen, mutmaßlich zweitletzten Christbaumständer in der ganzen Stadt zum halben Preis gegeben hat. Was mich natürlich freut. Zumal er bislang noch nicht leckgeschlagen ist.

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