Schlagwort-Archive: Weihnachten

Ein Nachweihnachtsgeschenk

Das Meinen hab ich, glaube ich, nicht verlernt. Aber vielleicht das Schreiben? Jedenfalls ist es schon eine Weile her, dass hier etwas Neues erschienen ist. Die Zeit dafür, sie hat gefehlt. Jetzt aber nehme ich sie mir. Ich kann nämlich gar nicht anders, als Ihnen auf diesem Weg nachträglich noch einen Roman unter den Christbaum zu legen. Er heißt „Ein ganzes Leben“, stammt von dem österreichischen Schriftsteller Robert Seethaler und war mein schönstes Weihnachtsgeschenk*. Das ich mir im Übrigen selber gemacht habe. Weil das Fest der Geburt Jesu ohne ein neues Buch für mich undenkbar ist. Da geh ich lieber kein Risiko ein.

Darf ich Ihnen von der Umschlagrückseite vorlesen, was Sie erwartet? „Robert Seethaler“, heißt es da, „erzählt von dem Seilbahnarbeiter Andreas Egger, dem Unglück und Glück widerfährt, über den die Zeit hinweggeht und der am Ende versöhnt und staunend auf die Jahre blickt, die hinter ihm liegen. Es ist eine einfache und tief bewegende Geschichte. Die Geschichte eines ganzen Lebens.“ Genau so ist es! Und auch Elke Heidenreich verspricht nicht zuviel, wenn sie in der F.A.Z. schreibt: „Was ein Mensch zu ertragen imstande ist, das erzählt dieses Buch ruhig, intensiv, in schöner Sprache, ohne Pathos. Was für ein wunderbarer Autor, der uns so tief bewegen kann mit einem unvergesslichen Buch.“

Ein unvergessliches, aber kein frommes Buch. Wie denn auch, wenn man wie Egger als uneheliches Kind vom Ziehvater im Namen Gottes zum Krüppel geprügelt wird! Und wenn einem eine Lawine die große Liebe nimmt und mit ihr jedweden Sinn unter sich begräbt! Gleichwohl ist Andreas Egger kein Atheist. Er ist nur, wie er am Ende selbst bekennt, „nie in die Verlegenheit gekommen, an Gott zu glauben“. Schade eigentlich! Weil Bewahrung gibt es in „Ein ganzes Leben“ trotz allem erstaunlich viel. Und irgendwie gottgefällige 79 Lebensjahre sind es auch.

Lust aufs Lesen bekommen? Unter Ihrem Christbaum, wie gesagt, liegt der Roman. Und obwohl die Feiertage vorüber sind: Bis es mit der Arbeit wieder losgeht, schaffen Sie die 155 Seiten allemal. Übrigens und zum Schluss: „Ein ganzes Leben“ zeigt auch und nicht zuletzt eins, nämlich wie arm eine Welt ohne Bücher wäre.

Das meint Koch. Und was meinen Sie?

PS: Liebe Frau Rist, danke, dass Sie mir gerade dieses Buch als Feiertagslektüre empfohlen haben!

*Robert Seethaler, Ein ganzes Leben, München 2014

Getaggt mit , , , , , , , , , ,

Ein Satz fürs Leben

Dass es zu Weihnachten 2012 nun doch noch ein „Koch meint“ gibt, verdankt sich zweierlei: einer früheren Kollegin von mir und dem Museum der Kulturen in Basel. Wo – und das hat besagte Kollegin bei einem Besuch dort entdeckt – inmitten einer Ausstellung zum weihnachtlichen Schenken das Folgende zu lesen steht: „Heiligabend 2011 als widerliche Geschenkorgie im Kreis der Lieben: Ich fass es nicht!“ Und dahinter: „Andreas Koch, Rundfunkpfarrer, Württemberg.“

Warum ich ausgerechnet damit beginne? Zum einen, weil ich mich durch meine museale Premiere natürlich schon auch ein bisschen geschmeichelt fühle. Eidgenossen, ich danke euch! Zum andern und das vor allem, weil dieser in Basel exponierte Ausruf des Entsetzens an die bewegte Vorweihnachtszeit von vor einem Jahr erinnert. Als die Fachmarktkette MediaMarkt mit ihrem Werbeslogan „Weihnachten wird unterm Baum entschieden“ nicht nur Koch den Kopf hat schütteln und meinen lassen: „Ich fass es nicht!“ Wobei der Protest sich offensichtlich gelohnt hat, sind wir doch in diesem Advent von einem ähnlichen Marketingunfug verschont geblieben. Was nicht heißt, dass nicht auch heuer vorweihnachtlicher Unsinn geredet würde. Bei Bundesfamilienministerin Schröder jedenfalls scheinen bei ihrem Vorschlag, statt „der Gott“ lieber „das Gott“ zu sagen, sämtliche Kerzen durchgebrannt zu sein. Aber das nur nebenbei. Schließlich hat „das Kristina“ schon von weiblicher Seite genug eins auf die Mütze gekriegt.

Und dann war da ja auch noch der vermeintliche Weltuntergang am 21. Dezember. Über den darum entfachten Hype könnte man lachen, wenn das Ganze nicht so traurig wäre. Denn vor lauter Maya-Kalender sind sehr viel wichtigere Dinge – zum Beispiel Newtown, Connecticut, und die absurden Folgerungen, welche die amerikanische Waffenlobby aus dem Amoklauf zieht – unbeachtet und ungesagt geblieben. Und: Es soll Menschen gegeben haben – und vielleicht zählen sogar wir alle ein bisschen dazu –, die es tatsächlich mit der Angst zu tun bekommen haben, wiewohl das natürlich niemand offen zugeben würde.

Gut darum, dass jetzt Weihnachten kommt und mit ihm das Anti-Angst-Fest schlechthin! Das damals im Stall von Bethlehem seinen Anfang genommen und gleich nebenan seine bleibende Deutung erfahren hat. Jedenfalls muss, wer den eigentlichen Sinn von Weihnachten verstehen will, statt allem Möglichen nur den Engel so zu sich sprechen lassen wie damals die Hirten auf dem Felde bei den Hürden:

Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude; denn euch ist heute der Heiland geboren.

Was viel, viel mehr noch als der Ausspruch oben ein Satz fürs Museum wäre. Nur darf er da nicht hin. Weil er ein Satz fürs Leben ist. Was ich so nun doch, wenn auch reichlich spät noch sagen wollte.

Frohe und gesegnete Weihnachten!

Das meint Koch. Und was meinen Sie?

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Herr Ostertag hat recht

Meine Lieblingsostergeschichte habe ich selber erlebt. Und auch wenn das Ganze schon ein paar Jahre her ist, möchte ich besagte Geschichte auch an dieser Stelle noch einmal erzählen, und zwar mit allem Drum und Dran. Hier ist sie:

Gründonnerstag, Karfreitag, Ostersonntag, Ostermontag – das, was für uns Ostern ist, besteht leider nur aus ein paar wenigen Feiertagen. Wer Pech hat, auf den wartet deshalb am Osterdienstag bereits die Arbeit wieder. Ich gehöre auch dazu, und beim Betreten unseres Bürogebäudes mache ich dem Mann an der Pforte gegenüber meiner Enttäuschung Luft: „Jetzt ist Ostern auch schon wieder vorbei!“ Die Antwort kommt prompt und überraschend: „Ostern ist doch nicht vorbei! Ostern ist immer!“

„Ostern ist immer!“ Was der Mann an unserer Pforte mir damit wohl sagen will? Verdutzt wie ich bin, vergesse ich ihn danach zu fragen und muss mir jetzt meine eigenen Gedanken dazu machen. Natürlich sind es die Gedanken eines Theologen, der ahnt, dass es hier nicht um Osterhasen und Ostereier geht, obwohl manche von denen sich auf wundersame Weise dem Zugriff der Kinder entziehen und erst Wochen und Monate später aus ihrem Versteck wieder auftauchen. Auch eine Art von immerwährendem Ostern! Trotzdem: „Ostern ist immer!“ muss etwas mit dem eigentlichen Inhalt von Ostern zu tun haben, und dieser Inhalt heißt Leben, Leben nach dem Tod, ewiges Leben. „Wir danken dir, Herr Jesu Christ, dass du vom Tod erstanden bist“, so fängt eines der bekanntesten Osterlieder an, um dann von Jesus eine Brücke hin zu uns Menschen insgesamt zu schlagen: „Und hast dem Tod zerstört sein Macht / und uns zum Leben wiederbracht.“ (EG 107,1)

Wenn ich mir das jetzt so durch den Kopf gehen lasse, wird mir sehr schnell klar, dass Ostern in diesem Sinn natürlich etwas Dauerhaftes ist und sich nicht auf ein paar wenige Tage im Jahr beschränken lassen will. Im Gegenteil: Wo die Macht des Todes einmal gebrochen ist, ist sie ein für alle Mal dahin, und niemand wird sie je wiederherstellen können. Gott sei Dank im wahrsten Sinn des Wortes! „Ihr werdet leben, weil ich lebe“, hat denn auch Jesus vor seinem Tod gesagt (Johannes 14,19) und uns damit ein Versprechen gegeben, das seine Gültigkeit nie verliert und das er an jedem Tag aufs Neue einlösen will – an Ostern, an Weihnachten, an Fest-, Sonn- und Feiertagen, aber auch und vor allem an den vielen Tagen dazwischen. Und in diesem Sinn gilt dann in der Tat, was der Mann an der Pforte mir sagen will: „Ostern ist immer!“

Übrigens und kaum zu glauben, aber wahr: Der Mann an der Pforte heißt Ostertag. Und mit Ostern hat Herr Ostertag ja wirklich recht.

Das meint Koch. Und was meinen Sie?

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,